Wie ein Designprofi ein neues Modell entwickelt

Ästhetik und Funktionalität vereinen – darin liegt die grosse Herausforderung in der Entwicklung von E-Bikes. Der Designer Thomas Hentges aus Köln verrät sein Erfolgsgeheimnis.

Bis vor wenigen Jahren waren E-Bikes die «hässlichen Entlein» unter den Fahrrädern. Wie ein Fremdkörper klebte der riesige Akku in der Rahmenkonstruktion, was dem Gefährt eine leicht unförmige Optik verlieh. Heute hingegen muss man bei einigen Modellen schon ganz genau hinschauen, wenn man ein E-Bike noch von einem herkömmlichen Fahrrad unterscheiden will. Der Akku ist zum fixen Bestandteil des Rahmens geworden.

«Aus dem adaptiven Design ist ein integratives Design geworden.»

– Thomas Hentges, Geschäftsführer und Mehrheitseigentümer coleo design GmbH –

Der Designprofi Thomas Hentges bestätigt dies: «Aus dem adaptiven Design ist ein integratives Design geworden.» Der 41-Jährige weiss, wovon er spricht: Als Geschäftsführer der auf Bike-Design spezialisierten Agentur coleo design hat er vor rund sechs Jahren diese Entwicklung mitgeprägt: Für ihren Kunden Kalkhoff, einen der grössten Fahrradhersteller Deutschlands, entwickelte die Firma aus Köln das «Integrale LTD White». Es war eines der ersten Modelle mit dem Akku direkt im Rahmen. Damals eine Innovation, ist das integrative Design heute Standard bei den meisten elektrischen Fahrrädern. 

Design eines neuen E-Bike-Modells dauert rund drei Jahre

Hentges’ Agentur begleitet die grossen Fahrradhersteller im deutschsprachigen Raum beim Design und bei der Entwicklung neuer Modelle. Gleichzeitig zählen auch Hersteller von Fahrradkomponenten und Antriebsentwickler zu seinen Partnern. So auch maxon. Seit rund drei Jahren arbeiten die beiden Unternehmen eng zusammen in der Angebotsentwicklung, der Bereitstellung von technischen Dokumenten, im Industriedesign, in der Batterieentwicklung und der Integration von Komponenten. 
 
«Vom ersten Auftrag bis zur Markteinführung eines neuen Bikes vergehen rund drei, manchmal sogar vier Jahre», erklärt Hentges. Seine Agentur ist dabei vor allem in den ersten beiden Jahren gefordert, wenn es darum geht, den E-Bike-Rahmen zu entwickeln und das Antriebssystem zu integrieren. «Ein Schema F haben wir dabei nicht», antwortet der Geschäftsführer auf die Frage, wie er bei einem neuen Auftrag vorgehe. «Wir reagieren individuell auf die Wünsche der Kunden.» Am Anfang steht immer eine Marktrecherche, in der Hentges und sein Team analysieren, wie sich der aktuelle Zeitgeist in der Fahrradherstellung ausdrückt. 

Starke vs. leichte E-Bike-Motoren

Und was sagt der Zeitgeist im Moment? Hentges sieht im Bereich der E-Bikes zwei gegensätzliche Trends. «Einerseits lautet der Anspruch: höher, schneller, weiter», erläutert er. Die Motoren würden immer stärker und leistungsfähiger, damit gerade Mountainbikes in der Lage seien, anspruchsvolle Steigungen zu bewältigen. 
 
Der andere Trend geht in die gegenteilige Richtung: «Wer pro Tag nur wenige Kilometer pendelt, braucht keine Batterie mit 500 Wattstunden.» Gleiches gelte für Hobbysportlerinnen und -sportler, denen es um die Bewegung geht und die deshalb nur eine geringe elektrische Unterstützung wünschen. «In diesem Kundensegment werden die Motoren tendenziell kleiner, was das Bike leichter macht.» 

Technische Elemente im E-Bike-Rahmen als Gestaltungsmerkmal

Bevor er 2010 die Agentur gegründet hatte, sammelte Hentges unter anderem beim bekannten italienischen Designer Luigi Colani Erfahrungen in der Entwicklung von Automobilen. «Zwischen Autodesign und Fahrraddesign gibt es einen wesentlichen Unterschied», erklärt er. «Während beim Automobil eine grosse Karosserie das Fahrwerk und den Motor kaschiert, ist beim Fahrrad der Rahmen als konstruktive Basis immer sichtbar.»

Der Anspruch an das Fahrraddesign liegt also darin, die technischen Elemente ästhetisch ansprechend zu gestalten. Hentges setzt dabei auf einen authentischen Ansatz, um Funktionalität und Design zu vereinen. «Schrauben, Ladestecker oder sonstige technische Elemente integrieren wir und beziehen sie als Gestaltungsmerkmal ins Designkonzept mit ein», sagt der Designer. «Wir verstecken nichts.» Verstecken müssen sich die Design-E-Bikes allgemein nicht mehr: Aus den ehemals unansehnlichen Arbeitspferden ist mittlerweile ein eleganter neuer Blickfang auf der Strasse geworden.

Wichtiger Bestandteil dieses Trends sind kompakte Antriebssysteme, welche sich mühelos und praktisch unsichtbar in Rahmen einbauen lassen. maxon verfolgt mit dem BIKEDRIVE AIR genau dieses Ziel und unterstützt Fahrraddesigner in allen Belangen.

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